(jük) Auch in diesem Jahr sollte wieder die die mittlerweile beim SSV schon traditionelle Wander- und Biketour in der
Tiroler Bergwelt starten. Mit dabei waren diesmal Franz Risch, Gerhard Hautz, Stephan und Jürgen Knapp, Jürgen Hoffmann und nicht zuletzt zum zweiten Mal dabei Bruno Girardi den man nicht seines
Namens wegen mit einem italienischen Draufgänger verwechseln sollte. Vielmehr stammt Bruno aus dem Saartal und stellte mitunter eher den ruhenden Pol der Gruppe da. Das Ziel war klar. Am Fuße des
Kaisergebirges wurde in Gasteig bei Familie Hautz schon im Frühjahr die Unterkunft bestellt. Gemütlich wollte die Gruppe die Sache angehen. Treffpunkt war am Sonntag, 7. September bei Gerhard.
Mit einem deftigen Grillabend und dem Aufarbeiten der letzten Exkursionen stimmten sich alle auf eine hoffentlich wunderschöne alpine Woche ein.
Wasser marsch!
Gegen 01.00 Uhr in der Früh ging es dann endlich los. Bruno fuhr bereits mit Frau und Schwiegermutter vor. Die beiden Jürgens im neuen BMW. Alle anderen im Renault Scenic der im Übrigen auch den
mit hochwertiger Biketechnik voll gepackten Materialanhänger zog. Eine große psychische Belastung für den Fahrer. Nur Franz traute das Team diese Verantwortung zu, der dann auch die gesamte
Fahrstrecke die Steuerleinen nicht mehr aus der Hand gab. Kaum hatten wir dem Saarland den Rücken gekehrt, fing es in der Pfalz (wie soll es anders sein) auch schon an zu regnen. Zu regnen? Nein
es schüttete wie aus Eimern. Die Reisegeschwindigkeit verringerte sich über mehr als eine Stunde auf mittlere Schrittgeschwindigkeit. Die B10 in Richtung Landau sollte uns an diesem Morgen einen
ersten Eindruck auf die geplante Raftingtour geben. Auch der zwischenzeitlich betagte Materialanhänger konnte den ankommenden Wassermassen nicht standhalten. Und so zeigte sich wie wichtig es
wäre, Kleider in wasserdichte Reisetaschen zu verstauen. Aber auch diese Fahrt ging irgendwann gegen 07.00 Uhr am Sonntagmorgen zu Ende und der Blick durch die in der Morgendämmerung
aufsteigenden Nebelfetzen zum Kaisermassiv entschädigte uns angemessen für die anstrengende Fahrt. Gegen 08.00
Uhr waren wir dann endlich am Ziel in Gasteig. Gewohnt herzlich wurden wir von Cousine Brigitte und Großcousin Martin begrüßt. Nach einem ausgiebigen Frühstück bezogen wir die Zimmer. Die
Aufteilung war sorgfältig geplant. Gerhard und Bruno denen man einen eher rustikalen Schlafstiel nachsagt, bezogen zusammen Stellung. Franz und Stephan sowie die beiden Jürgen teilten sich die
anderen Doppelzimmer.
Akklimatisieren im Kaiserbachtal
Gegen Mittag dann die schon obligatorische Einfahrtour ins Kaiserbachtal. Unter dem mächtig aufragenden Massiv der bizarren Nordflanke des Wilden Kaisers führte uns unser Weg bergauf. Vorbei an
Fischbachalm, Kapelle, Brennerei bis hin zur Griesbachalm. Vor allem die letzten 500 Meter der geteerten Mautstraße verlangte von Herz und Lunge einiges ab. Aber der Trainingseifer zahlte sich
aus. Ohne nennenswerte körperliche Ausfälle kurbelte sich die Gruppe auf ihren Bikes bergauf. Unterbrochen wurde die Fahrt nur durch gelegentliche Exkursionen in die Bergfauna, bei denen Franz
und Stephan wilde Reptilien und Furcht einflößende Insekten aufspürten. Die ersten Radler in frischer Bergluft stellten dann endgültig ein behagliches alpines Wohlgefühl ein.
Paddeln- aber richtig!
Am nächsten Tag dann ein Novum für die Gruppe. Rafting auf der Großaache stand auf dem Programm. Bruno hatte dies als ein Highlight der Tour schon im Vorfeld der Fahrt via Internet gebucht.
Treffpunkt war das Raftingcenter Frankenhauser in Kirchdorf. Aufgrund von Niedrigwasser der Aache, konnten wir nicht direkt in Kirchdorf ablegen, sondern mussten mit dem Frankenhauser-Shuttle bis
zur Aachenbrücke bei Wohlmuting flussabwärts fahren. Dort machte uns dann unser junger Kapitän zunächst mit dem Schlauchboot vertraut. Wir übten das Aufpumpen des Bootes und vor allem die
Kommandos, auf die wir laut unserem Scout dann im reißenden Strom exakt reagieren müssten. Auch der Umgang mit
dem Paddel musste einstudiert werden. Am Flussufer wurde im Schnellkurs die Sitzposition sowie die Paddelhaltung einstudiert. Dass Paddeln nur Sinn macht, wenn die Teile während der Fahrt auch
ins Wasser eingetaucht werden, war in soweit jedem klar. Nur Franz kratzte zum Erstaunen aller bei der Trockenübung mit seinem Rudergerät im Bootesinneren herum. Dann ging es los. In rascher aber
doch relativ ruhiger Fahrt trug uns die Strömung flussabwärts. Leider in zu wenigen Stromschnellen konnte die Truppe zeigen, dass sie im Umgang mit den Paddeln ihre Lektionen gelernt hatten. In
freier und unberührter Natur war Mittagspause angesagt. Zeit zum Trocknen der nassen Kleider und natürlich auch zum Auffüllen der Kalorienspeicher. Weiter ging die Fahrt bis Schleiching wo die
Raftingtour ein Ende nahm. Der Rücktransport nach Kirchdorf erfolgte wieder mit dem Kleinbus. Beim Abendessen in der Pension Hautz dann die Planung für den nächsten Tag. Die Gruppe einigte sich
auf eine Radtour zum Walchsee.
Die alternative Route
Bei bedecktem Himmel und kühlen Temperaturen ging die Fahrt am Morgen los. Die Anfahrt zum See sollte in diesem Jahr über eine alternative Route führen. Durch das Aachetal und über Kössen bahnte
sich die Truppe den Weg in Richtung Walchsee. Aufgrund des doch kühlen Wetters waren die Strände und Promenaden rund um den See verweist. Badenixen konnten selbst nach intensiver Suche in diesem
Jahr nicht ausgemacht werden. So setzte sich die Gruppe nach einer ausgiebigen Rast am Seecafe wieder in Richtung Gasteig in Bewegung. Der Rückweg führte uns entlang des Zahmen Kaisers durch das
noch in schöner Erinnerung gebliebene und fast unberührte Habersauer Tal in Richtung Griesenau wo wir dann entlang der Bundesstasse E4 über Mitterjäger nach Gasteig fuhren. In der Pension
angekommen dann ein Schock. Martin hatte am nächsten Tag frei und wollte mit uns eine ausgiebige Radtour unternehmen. Erinnerungen an die letzte Tour mit ihm und die damit verbundnen stechenden
Schmerzen in den Waden, Oberschenkel und den körpereigenen Sitzflächen wurden wieder wach. Trotzdem freuten wir uns schon auf morgen.
Berührung mit Folgen
Die Ernüchterung kam beim Frühstück. Regenwetter hatte sich über Tirol ausgebreitet. Eine Hoffnung auf Besserung war nicht in Sicht. Trotzdem starteten wir in Richtung Elmauer Tal mit der
Hoffnung auf Wetterbesserung. Allerdings schon bei Going gaben wir auf. Der Regen wurde immer stärker und die Nässe drang unaufhaltsam durch die Kleidung. Wir einigten uns darauf abzubrechen und
zur Pension zurück zu kehren. Auf der Anfahrt von Kirchdorf hoch nach Gasteig dann ein folgenschweres Missgeschick. Jürgen K. trat an um an Franz vorbei zu fahren. Leider auf der falschen Seite.
Beide stießen zusammen und kamen zu Sturz. In einer Böschung und einige Meter tiefer blieben mit nur einigen Schrammen und Gott sei Dank ansonsten unverletzt beide liegen. Wer für den Rest der
Tour die Schildkröte am Lenker tragen musste war ab diesem Zeitpunkt unumstritten klar. Um die durchgefrorenen Knochen nochmals aufwärmen zu können wurde ein Saunagang eingelegt, der die
Lebensgeister bei allen wieder weckte. Da alle an diesem Tag vom Fahrradfahren die Nase voll hatten, machten wir uns nachmittags auf Schusters Rappen zu einer kleinen Wanderung nach Kirchdorf auf
den Weg. Über die Stauseeroute wanderten wir talabwärts in Richtung Kirchdorf wo wir es uns im Lerberghof bei einigen Radlern und einigen leicht alkoholischen Kräutermixturen gemütlich machten.
Aufgrund der schlechten Wetterlage und der nicht erfreulichen weiteren Aussichten wurde von einer Planung für den nächsten Tag abgesehen.
Der Sonnen entgegen
Und wirklich. Auch am nächsten Morgen meinte es Petrus nicht gut mit den SSV`lern. Es goss weiterhin in Strömen. Bruno nutzte die Zeit, um mit Frau und Schwiegermutter einen Stadtbummel durch
Salzburg zu unternehmen. Für die anderen gab es einen Tipp von Elisabeth. Ihr braucht einfach nur in Richtung Süden zu fahren. Hinter dem Felbertauerntunnel hört mit Sicherheit der Regen auf.
Schnell wurde die Wanderausrüstung zusammengepackt und wir machten uns auf den Weg. Nach einer Stunde Fahrtzeit standen wir dann vor dem Tunnel, der uns in die Sonne führen sollten. Schnell noch
die Maut zahlen und dann durch. Und tatsächlich, Elisabeth hatte mit ihrer Prognose Recht behalten. Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel hielt der Regen inne. Allerdings strahlte nicht die
versprochene Sonne vom Firmament, sondern weiße Flocken und eine fast geschlossene Schneedecke lies die erwartungsvollen Gesichter erstarren. Aber auch davon ließen wir uns nicht abhalten,
setzten unseren Kurs in Richtung Süden fort und wurden fündig. Am Plöckenpass direkt an der italienischen Grenze wurden wir für die Hartnäckigkeit belohnt. Nur durch Zufall fanden wir den
Landsturmweg der zum Kleinen Pal führt. Eine historisch- und landschaftlich höchst interessante Wanderung entschädigte uns für die lange Fahrt. Der Landsturm
Auf den Spuren der Gebirgslanzer im ersten Weltkrieg wanderten wir ca. 2 Stunden hinauf zu den noch gut erhaltenen Befestigungsanlagen auf dem Kleinen Pal. Die Vorstellung, dass hier oben bei Stellungskämpfen zwischen Österreichern und Italienern im Ersten Weltkrieg viele
junge Menschen unnötig ihr Leben lassen mussten erfüllte uns mit Betroffenheit. Teilweise waren die beiden gegnerischen Stellungen nur 20 Meter von einander entfernt. Die kleinste Unachtsamkeit
damals- und man war ein Gewesener. Eine Wanderung der besonderen Art, an die wir uns ganz sicher noch lange erinnern werden. Bei der Rückfahrt wieder Ernüchterung. In Tirol regnete es noch immer.
Für Samstag war schon die Abreise geplant. Jürgen Hoffmann und Bruno fuhren nach einem kleinen Stadtbummel in St. Johann auch heim. Die anderen verlängerten aufgrund der erwartungsvollen
Wetterprognosen den Urlaub um zwei Tage. Eine richtige Entscheidung wie sich am nächsten Tag herausstellte. Zum
ersten Mal weckte uns die Sonne und die Stimmung war entsprechend gut. Wir planten eine Rundfahrt über Erpfendorf zum Pillersee und über St. Ulrich und Waidring nochmals zurück.
Der Ritt zum Pillersee
Beim Start schon die erste Überraschung. Gerhards Fahrrad wurde über Nacht frisiert. Der schnöde Fahrradsitz war demontiert und ein kompletter Pferdesattel wurde von Unbekannten am besagten
Drahtesel angebracht. Ein Umbau, der bei allen Beteiligten die Lachmuskeln stark beanspruchte. Insgesamt wurde es an diesem Tag eine wunderschöne Radtour. Schönes Wetter, tolles Bergpanorama,
keine Pannen. Alles passte. Auch das Seefest in Pillersee mit der von Gerhard so geliebten Heimatmusik nahmen wir gerne noch mit. Der Rückweg über St. Ulrich, St. Jakob und Waidring verlief
entspannt. Ein wunderschöner Tag, der alleine schon die Verlängerung rechtfertigte. Abends waren alle der Meinung, dass es am letzten Tag zum Abschluss noch eine schöne Bergtour geben sollte.
Martin beriet uns gerne und schlug eine für uns unbekannte Tour vor.
Besuch bei Hochwürden
Der Aufstieg von Aurach zum 2130 Meter hohen Bischof sollte den Abschluss unserer diesjährigen Tirol-Tour bilden. Nach einer kurzen Autofahrt durch Kizbühel in Richtung Aurach begann unsere
Wanderung bei herrlichem Sonnenschein am Parkplatz des Wildpark Aurach. Über den Forstweg stiegen wir in Richtung Hochwildalmhütte auf, die wir dann auch gegen 11.30 Uhr erreichten. Kurz nach der
Alm in Richtung Bischofsjoch richtete Gerhard sein erstes Basislager ein. Nur mit großer Anstrengung und gutem Zureden war er zum Weitergehen zu bewegen. Die anstrengende Woche steckte ihm
unübersehbar in den Knochen. Weiter ging es über begraste Serpentinen hinauf zum Bichhofsjoch. Dort angekommen richtete Gerhard sein erstes Höhenlager ein. Diesmal war er aber auch mit bestem Zureden nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen. Wir alle gönnten ihm natürlich die
Ruhe in luftiger Höhe und stiegen nach kurzer Rast über teils ausgesetzten Fels und über Schneefelder die in der Septembersonne dahin schmolzen zum Gipfel auf, den wir dann gegen 13.00 Uhr
erreichten.
Balsam für die Seele
Am Gipfelkreuz erwartete uns ein Alpenpanorama, dass man ansonsten nur von Postkarten kennt. Stahlblauer Himmel, klare Sicht. Nicht die Spur von Dunst. Die bereits schneebedeckten Bergmassive um
Großvenediger und Großglockner schienen zum Greifen nah. Südlich erstreckten sich vor uns die wie mit
Puderzucker überstäubten Südtiroler Dolomiten. Ein alpines 360-Grad Panorama das mir bei den vielen früheren Touren nur selten so geboten wurde. So macht Bergwandern Spaß war dann auch die
einstimmige Meinung aller drei Gipfelstürmer. Der Rückweg führte uns auf gleichem Weg zurück. Noch eine kurze Rast an Wildalmhütte und wir gingen dem steilen Forstweg folgend mit jedem Schritt
unserem Tourende 2003 entgegen. Als Fazit ist festzuhalten, dass es mitunter viel Regen und schlechtes Wetter- aber auch wunderschöne und unvergessliche Eindrücke gab. Ich hoffe sehr, dass es
nicht die letzte „Tour Tirol“ war.
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